falsches leben
„stell dir vor, man würde sein ICH verpassen und das falsche leben wählen.
wäre das nicht ein rezept für dauerhafte unzufriedenheit, selbst wenn es uns sonst an nichts fehlen würde?“
„klar. obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich verstehe, was genau du meinst. was soll das heißen, „das falsche leben?“
„stell dir ein leben vor, in dem ein mensch nicht zu seinem ICH findet.
dieser mensch wird also nicht eins mit sich selbst.
ein gelungenes leben wäre aus dieser sicht umgekehrt eines, in dem der mensch zu demjenigen wird, der er vom kern seines wesens her ist.
warum scheitern so viele von uns an dieser aufgabe, die doch offensichtlich zu den wichtigsten im leben gehört? man könnte meinen, es geschehe ganz von alleine, nicht? nein, warum ist es sogar alles andere als selbstverständlich?“
„ich weiß es nicht. aber könnte es nicht daran liegen, dass einem nicht immer klar ist, wer oder was man ist?“
„genau! und sollte uns das nicht bereits zu denken geben?
wie kommt es denn, dass uns nicht immer klar ist, wer wir selbst sind?
wie ist es möglich, dass wir so wenig zugang zu unserem kern haben?
ist das nicht merkwürdig?
warum stehen wir nicht im engeren kontakt mit uns selbst?“
buchempfehlung
bas kast: das buch eines sommers
…
„ein fingerschnippen, schon fällt die struktur wieder zu staub, und du kehrst zurück zu jenem ewigen nichts, aus dem du das glück hattest, für einen moment hervorzutreten. die viele zeit, die vielen gefühle, die du verschwendet hast. die verpassten gelegenheiten. statt das wunder wahrzunehmen und die zeit, die wenige zeit, die dir gegeben ist, auszukosten.
denn was gibt es kostbareres als das leben?
jede einzelne sekunde, die nie wiederkommt, jeder atemzug, den du tust, ein unwahrscheinliches wunder …“
bas kast, buch eines sommers, seite 212