ich nannte ihn krawatte

13. März 2022 0 Von Sue

milena michiko flasar

„nach wie vor ging es mir darum, für mich zu sein. ich wollte niemandem begegnen. jemanden begegnen bedeutet, sich zu verwickeln. es wird ein unsichtbarer faden geknüpft. von mensch zu mensch. lauter fäden. kreuz und quer. jemanden zu begegnen bedeutet, teil seines gewebes zu werden, und dies galt es zu vermeiden.“

„heute begreife ich, dass es unmöglich ist, jemandem nicht zu begegnen. indem man da ist und atmet, begegnet man der ganzen welt. der unsichtbare faden hat einen vom augenblick der geburt an mit dem anderen verbunden. ihn zu kappen, dazu bedarf es mehr als nur eines todes, und es nützt nichts, dagegen zu sein.“

„ich war aus meiner unbemerktheit gefallen, aus meinem gehäuse. aber das stimmt so nicht. sein blick und die anerkennung, die mir daraus entgegengeleuchtet war, hatten lediglich den raum um mich herum ein wenig gelichtet.“